Erschöpfung und Burnout

Stress ist eine Körperreaktion auf einen primären Reiz: Gefahr. 

Stresshormone sind aktiviert

Wenn wir uns bedroht fühlen, produziert unser Körper augenblicklich Stresshormone. Diese lösen Kampf- oder Fluchtreaktionen aus. Aber weil wir in den meisten Lebenssituationen weder wegrennen noch kämpfen können, verbleiben die Stresshormone im Körper und führen zu emotionalen, mentalen und physischen Veränderungen. 

Stress: Mental - Emotional - Körperlich

Mentaler Stress rührt daher, dass wir uns an verstörende Bilder erinnern oder phantasieren. Wir neigen zum Beispiel dazu, uns unerfreuliche Auswirkungen auf verstörende Ereignisse in der Zukunft auszumalen, zum Beispiel die irrationale Furcht entlassen, gedemütigt oder verletzt zu werden.


Emotionaler Stress kommt von den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben: Krankheiten, Sorgen, Hoffnungslosigkeit, Selbstzweifel, Versagensängste und mangelndem Selbstwertgefühl. Oder die Erfahrung von Kompromissen, von denen wir meinen, uns nicht entziehen zu können, zum Beispiel ein Arbeitsumfeld, das uns buchstäblich unsere ganze Energie nimmt.  


Physischer Stress ist häufig darauf zurückzuführen, dass körperliche Grenzen überstiegen werden, was zur Erschöpfung führt, beispielsweise anstrengende körperliche Arbeit, Termindruck beim Arbeiten, Schlafentzug, aber auch Ernährungsmängel. Wird physischer Stress chronisch, kann unsere Physiologie fehlregulieren und sich mit der Zeit verändern. Es kommt dann auch zu neurobiologischen Veränderungen in bestimmten Hirnregionen, mit vielfältigen Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit.

Guter Stress = Eustress

Stress ist ein Anpassungsversuch des Menschen an schädigende Auslöser. „Guter Stress (Eustress)“ führt zu einer positiven Reaktion der psycho-physiologischen Vorgänge im Körper. Die Lern- und Gedächtnisleistung verbessert sich. Auch die Aufmerksamkeit und die Immunfunktion werden gestärkt. 

Schlechter Stress = Distress

Bei chronischem Stress („Distress“) ist es anders. Er beginnt schleichend. Dabei wird der Organismus über Wochen oder Monate auf einem hohen Niveau überfordert. Die individuellen Ressourcen können die Häufigkeit, Art und Intensität der Stressbelastungen nicht mehr bewältigen. Auch die persönliche Resilienz, d. h. die Widerstandsfähigkeit, schwierige Erlebnisse überwinden zu können, sinkt. 

Stress im Arbeitsumfeld

Burnout ist das Resultat einer chronischen Arbeitsbelastung und Stress durch belastende Beziehungen zu anderen Menschen. Faktoren, die ein Burnout begünstigen, sind Persönlichkeiten, die sich besonders verausgaben und eine Arbeitsumgebung mit hohen Anforderungen, geringem Handlungsspielraum, geringer Belohnung und wenig sozialer Unterstützung. 

Ein negatives Arbeitsumfeld ist ein sehr weit gefasster Begriff. Es beginnt bei fehlender Anerkennung und geht bis hin zur Gewalt. Unangebrachte Kritik, Diskriminierung, Mobbing, aber auch sexuelle Belästigung, Nachstellen, Ausspionieren und absichtliches Anschwärzen, all das zählt dazu und kommt vor. Fast jeder von uns hat schon einmal ein solches Verhalten erlebt. 

Symptome des Burnout-Syndroms

Die Symptome eines Burnout-Syndroms sind vielfältig (Beispiele):

Psychisch: Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Selbstzweifel, Ängste, Nervosität, Schlafstörungen, reduzierte Motivation.


Körperlich: Erschöpfung, erhöhter Blutdruck, Herzklopfen, Muskel- und Gliederschmerzen, Verdauungsprobleme, Schwindel, Tinnitus.


Mental: Konzentrationsstörungen, Entscheidungen werden nicht mehr getroffen, Gefühl der inneren Leere bzw. des Ausgebrannt seins.


Verhaltenssymptome: steigende Aggressivität, Sozialer Rückzug, Hinausschieben von Tätigkeiten, Vernachlässigung von Freizeitaktivitäten, erhöhter Genuss von Tabak, Alkohol oder Kaffee.

So entwickelt sich ein Burnout

Wie schon erwähnt, beginnt chronischer Stress schleichend. Nach Herbert Freudenberger und Gail North (Freiburg, 1992) kann sich später daraus ein Burnout in den folgenden 12 Stadien entwickeln:

Stadium 1: Der Zwang, sich zu beweisen.

Stadium 2: Verstärkter Einsatz bei der Arbeit.

Stadium 3: Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse.

Stadium 4: Verdrängung von eigenen Konflikten und Bedürfnissen.

Stadium 5: Umdeutung von zuvor etablierten persönlichen Werten.

Stadium 6: Verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme.

Stadium 7: Rückzug.

Stadium 8: Beobachtbare Verhaltensänderung.

Stadium 9: Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit.

Stadium 10: Innere Leere.

Stadium 11: Depression.

Stadium 12: Totale Erschöpfung.

Was bei Burnout hilft

Stressbewältigungsstrategien („Coping-Strategien“) reduzieren psychische und körperliche Gesundheitsrisiken, die durch chronischen Stress verursacht werden. Dazu gibt es wissenschaftlich fundierte Programme, die sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch eingesetzt werden.

In meiner Praxis begleite ich Sie gerne, Ihr individuelles Stressmanagement zu prüfen und zu optimieren. Dies geschieht auf mehreren Ebenen:

1.     Ihre persönlichen Stressoren werden identifiziert mit dem Ziel, diese zu reduzieren oder zu eliminieren. Konkret geht es beispielsweise um die individuelle Zeitplanung, persönliche und berufliche Prioritäten, Delegation von Arbeitsaufgaben, Abgrenzung bzw. „Nein“ zu sagen, Fort- und Weiterbildung, Stärkung der individuellen Resilienz und Ihrer Ressourcen.

2.     Auf der mentalen Ebene beleuchten wir die stressverstärkenden persönlichen Motive, Einstellungen und Denkmuster. Zum Beispiel geht es darum, perfektionistische Leistungsansprüche zu prüfen, eigene Leistungsgrenzen zu akzeptieren, kräftezehrende Annahmen über bestimmte Situationen zu relativieren, sich von schädlichen Mustern und Verhaltensweisen zu distanzieren, um eine erfüllende Sinngebung und eine positive Selbstannahme. 

3.     Ent-Stressen der physiologischen und psychischen Reaktionen. Das Ziel: Stress-Emotionen wie Angst, Ärger, Schuld oder Kränkung so zu verändern, dass die Belastung neutralisiert wird. Dazu zählen entlastende Gespräche, das Einüben von angemessenem Verhalten, Entspannungstraining, Regulierungstechniken für das Nervensystem sowie die Pflege von Pausen, Hobbies, Freundschaften, körperlicher Bewegung und gesunder Ernährung.

Sprechen Sie mich gerne auf mein Angebot zum individuellen Stressmanagement an!